Große
Jubilläumsveranstaltung am Woeste-Gymnasium
Auch der BVB-Präsident gratuliert zum
„100-Jährigen“
Mit vielen
bekannten Gesichtern wurde am Mittwoch das
100-jährige Bestehen des höheren Schulwesens in
Hemer gefeiert. Welche Prominenz dabei war.
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BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow
(Abitur 1973) gehörte zu den Gratulanten
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In der Aula des Woeste-Gymnasiums in Hemer wurde es
am Mittwochnachmittag eng. Rund 350 Gäste nahmen am
Festakt zum 100-jährigen Bestehen des Höheren
Schulwesens in Hemer teil. Auch wenn es mitunter in
der Aula sehr warm wurde, und ein Abiturient aus dem
Jahr 1973 sagte, dass sich daran auch nach 50 Jahren
nichts geändert habe, war es ein würdiger Festakt
mit vielen engagierten Akteuren.
Es war ein Programm auf die Beine gestellt worden,
das eines verdeutlichte: Die Schule hat eine bewegte
Geschichte hinter sich, ist aber mittlerweile so
aufgestellt, dass Hemer mit Stolz auf das Gymnasium
blickt.
„Das
Woeste-Gymnasium war, ist und bleibt ein
unersetzlicher Baustein unserer starken Hemeraner
Schullandschaft“, sagte Bürgermeister
Christian Schweitzer, „dank der starken
Zusammenarbeit aller Mitglieder der ‚Woeste‘-Familie
ist es über Generationen hinweg gelungen, jungen
Menschen das Handwerkszeug zu geben, um ihren Platz
in unserer demokratischen Gesellschaft zu finden!“
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Bürgermeister Christian
Schweitzer
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Genau so scheinen das viele andere zu sehen, denn
unter den Gästen waren einige frühere Lehrer und
sogar Schulleiter. Mit Eckhardt Lüblinghoff und
Ulrich Vielhauer waren gleich zwei Vorgänger des
aktuellen Schulleiters Professor Jörg Trelenberg
dabei. Aber es weilten auch ehemalige Abiturienten
wie Professor Karl-Heinz Möller (Abitur 1973), der
aktuelle BVB-Präsident Dr. Reinhold Lunow (Abitur
1973) und Otto Freiherr Grote, der im Jahr 1961 sein
Abitur in Hemer machte und sogar mit dem
Schul-Namensgeber Friedrich Leopold Woeste verwandt
ist, unter den Gästen. Alle erinnerten sich gerne an
ihre Schulzeit in Hemer. Der BVB-Präsident gab den
jungen Menschen in der Aula mit auf den Weg: „Seid
bei den Menschen, dann macht ihr euren Weg!“
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Otto Freiherr Grote (Abitur 1961)
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Prof. Karl-Heinz Möller (Abitur
1973)
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Die SV befragt Dr.
Reinhold Lunow u.a. nach seinen
Erfahrungen am Woeste-Gymnasium
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Es gab so viele Glückwünsche: Zum einen von der
NRW-Schulministerin Dorothee Feller per
Videobotschaft.
„Ihre Schule beweist, dass sie den vielfältigen
Aufgaben der Gesellschaft gewachsen ist“, sagte sie.
Gratulationen von der Bezirksregierung Arnsberg
überbrachte Guido Schmidt, er bescheinigte unter
anderem eine „erfolgreiche Bildungsarbeit“. Birte
Anders und Professor Martin Skambraks gratulierten
im Namen der Schulpflegschaft und des Fördervereins.
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Dezernent Guido
Schmidt der Bezirksregierung Arnsberg
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Birte
Anders, Christine Flamme und Prof.
Martin Skambraks
für die Elternschaft und den
Förderverein
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Es war aber keineswegs eine trockene
Aneinanderreihung von Festvorträgen, sondern
wunderbar umrahmt von Aufführungen der Theater-AG,
die den Erdkundeunterricht früher und heute auf die
Bühne brachte, sowie musikalischen Beiträgen des
Bläserensembles „WoestBlech“ und der Big Band und
einer Tanzperformance der Stufen 8 und 9.
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Unterricht 1924
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Unterricht
2024
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Tanz
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Tanz
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Bläser
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Jazamwo
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Jazamwo
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Blick in die
Geschichte
Schulleiter Professor Jörg Trelenberg schaute beim
Festakt zurück: „100 Jahre Schulgeschichte sind eine
lange Zeit. Und es ist keine Selbstverständlichkeit,
dass eine Schule 100 Jahre alt wird. Auch unsere
Schule war mehrere Male ernsthaft gefährdet und
musste sich mehrfach neu erfinden, um zu überleben.
Und so bedeuten 100 Jahre vor allem auch
Veränderung“, sagte er und verdeutlichte, welch
unterschiedlichen Einflüssen die Schule ausgesetzt
war. So wurde Hemers Höhere Schule am 1. April 1924
gegründet. Die alte Rektoratschule mit dem Standort
An der Steinert wurde auf Antrag der Gemeinden
Hemer, Westig und Sundwig in eine Realschule i.E.
(in der Entwicklung) umgewandelt, was in den
Nachbarstädten Iserlohn und Menden nicht gut ankam.
„Beide Städte besaßen bereits höhere Schulen und
fürchteten entsprechend um ihre Schülerschaft aus
Hemer“, so Professor Trelenberg. Man begann mit
knapp 300 Schülerinnen und Schülern und einem
motivierten Zehn-Männer-Kollegium, aber die
Schülerzahlen sanken kontinuierlich. 1931 waren es
nur noch 12 Schüler.
Es folgten letztlich abgelehnte Anträge an den
Gemeinderat, die Schule aufzulösen. 1945 wurde laut
Professor Trelenberg das Gebäude für die Geheime
Staatspolizei beschlagnahmt, die in Hemer die
letzten Kriegstage verbrachte. Im April rückten die
Amerikaner mit Panzern in Hemer ein.
1946 wurde die Schule wiedereröffnet. Dennoch
entstanden durch akuten Lehrermangel große
Schwierigkeiten. Die Schule erreichte in den
Nachkriegsjahren mit über 500 Schülern einen neuen
Höchststand. „Dennoch beschloss das Amt Hemer trotz
heftiger Elternproteste, die Oberstufe wieder
abzubauen. Die hohen Zuschusskosten für die Schule
konnten nicht mehr aufgebracht werden“, so Jörg
Trelenberg. Erst 1957 wurde die Lage besser, und man
beantragte erneut den Ausbau zur Vollanstalt.
Umzug zum jetzigen Standort
1958 zog die Schule in das neue Gebäude an der
Albert-Schweitzer-Straße. „Nach Augenzeugenberichten
musste jeder Schüler seinen eigenen Stuhl von der
Steinert hochtragen“, so Trelenberg und erntete
dafür viele Lacher. 1961 legten die ersten
Abiturienten der neuen Vollanstalt ihre Reifeprüfung
ab, und das Gymnasium erhielt seinen Namen nach dem
1807 in Hemer geborenen Sprachwissenschaftler Johann
Friedrich Leopold Woeste. Mit dem Lehrermangel ging
wegen der explosionsartig anwachsenden Schülerzahlen
in den 70er-Jahren auch ein eklatanter Raummangel
einher. In den 80er-Jahren verließen die
„Baby-Boomer“ die Schule, und die Schülerzahlen
gingen schlagartig wieder zurück.
„Die rückblickend bedeutendste Entscheidung in der
jüngeren Schulgeschichte war, den gebundenen
gymnasialen Ganztag einzuführen“, sagte Jörg
Trelenberg. Es entstanden im Zusammenhang mit dem
Ganztag neue attraktive Schwerpunkte: Das Konzept
der Musikklassen, der Ausbau des MINT-Schwerpunktes,
später folgte der Sport-Schwerpunkt. Die Stadt Hemer
schaffte die baulichen Voraussetzungen mit neuer
Mensa, dem Selbstlernzentrum, der Renovierung der
Naturwissenschaften und den neuen Außensportanlagen.
Text Carmen Ahlers
/ IKZ v. 16.05.2024
Fotos: Dennis Echtermann