Hänschen Klein und
Götterfunken
Das Winterkonzert spiegelt
wider, wie hoch der Stellenwert des Musikunterrichts am
Woeste-Gymnasium ist,
und wie das Potenzial der
Kinder geweckt wird.
„Hänschen Klein“ – das nach „Alle meine Entchen“ wohl
bekannteste und einfachste deutsche Kinderlied steht am
Beginn des Programms. Doch dann schwingt sich das
Winterkonzert des Woeste-Gymnasiums nahtlos zu höchsten
Höhen auf. Mit „Freude schöner Götterfunken“ folgt die
berühmteste Melodie des Komponisten-Giganten Ludwig van
Beethoven und am Ende gipfelt der Abend nach fast zwei
Stunden im 4. Satz der 1. Sinfonie von Johannes Brahms auf
der klassischen und dem zeitlosen Beatles-Hit Yesterday
und der Musik aus „Star Wars“ auf der populären Seite.
Dazwischen liegt eine Demonstration der musikalischen
Bildung, die den Kindern und Jugendlichen am
Woeste-Gymnasium zuteil wird, wenn sie denn wollen.
Und offenbar lassen sich zahlreiche Mädchen und Jungen
motivieren, Musik nicht nur zu konsumieren, sondern selbst
zum Instrument zu greifen und zu üben, denn nicht
Solisten, sondern ausschließlich vielköpfige Ensembles
bestreiten das Winterkonzert – bis hin zum großen
Woeste-Orchester, das mit rund 70 Mitwirkenden in
symphonischer Besetzung den Schlusspunkt des Abends setzt.
Vom simplen Kinderlied bis zur Brahms-Sinfonie
Das Konzert war allerdings nicht nur eine Bestandsaufnahme
des aktuellen musikalischen Potenzials der Schule Ende
Februar 2019, sondern ermöglichte gerade den Eltern der
Kinder im Publikum einen Blick in die mögliche Zukunft
ihrer Sprösslinge. Die jüngsten Mitwirkenden aus der
Musikklasse 5 zeigten zu Anfang, welchen enormen
Fortschritte sie in nur wenigen Monaten seit ihrer
Einschulung am Woeste bereits gelernt haben, aber zugleich
auch, dass einem der Erfolg nicht in den Schoß fällt.
Besagtes „Hänschen klein“ und der „Götterfunken“ klappten
unisono auf diversen Instrumenten schon ganz hervorragend,
in einem zweiten mehrstimmigen Durchgang aber wurde
deutlich, wo Tücken des Ensemblespiels lauern. Doch
sollten die nur ein Jahr älteren Kinder der Musikklasse 6
unter anderem mit harmonisch und rhythmisch vertracktem
Stücken wie Edvard Griegs „Morgenstimmung“, der
Eurovisions-Fanfare oder der James-Bond-Titelmusik, welche
enorme Steigerung in nur zwölf Monaten möglich ist.
Und die Schule vermittelt die ganze Bandbreite der Musik:
Von den besagten Anfänger-Ensembles über die sehr versiert
auftretende Bläser-Formation „WoestBlech“, den
beschwingten „Pausenchor“, der in der Tat nur einmal pro
Woche, mittwochs in der ersten großen Pause zur einer
kurzen Probe zusammenkommt, den „vokalpraktischen Kurs“,
der unter dieser sperrigen Bezeichnung die Nachfolge des
traditionellen Schulchors angetreten hat, bis hin zu den
großen Vorzeige-Ensembles, der längst stadtbekannten Big
Band „Jazamwo“ und dem bereits erwähnten großen Orchester.
Sie alle ernteten am Freitagabend in der offenbar zu Recht
völlig ausverkauften großen Aula begeisterten Beifall.
Der Erfolg hat nicht nur einen einzigen Vater
Der wichtigste Gärtner der blühenden Musikkultur am
Woeste-Gymnasium trägt einen Pferdeschwanz, so gut wie
immer ein schwarzes T-Shirt und den Namen Jörg Segtrop. Er
zählt zu jener Spezies von Musikpädagogen, die ihre eigene
Leidenschaft für das aktive Musizieren auf ihre
Schülerinnen und Schüler zu übertragen wissen. Allerdings
ist Segtrop, der seit acht Jahren erfolgreich am Gymnasium
arbeitet, kein Einzelkämpfer, sondern hat längste nicht
minder engagierte Mitstreiter im Kollegium und kann zudem
auf die Unterstützung von Lehrerinnen und Lehrern der
städtischen Musikschule bauen, die sich nicht nur bei den
Proben und Ausbildung ins Zeug legen, sondern beim Konzert
auch aktiv mitwirken. Durch ihre Souveränität geben die
Profis den Ensembles Halt und Stütze. Und dann gibt es
noch ehemalige Schülerinnen und Schüler, die auch Jahre
nach dem Abitur immer wieder bereit sind, bei den
Konzerten mitzuspielen. Weil sie damit den Jüngeren
helfen, selbst Riesenspaß dabei haben und am
Woeste-Gymnasium offenbar nicht nur für die Schule,
sondern für das Leben gelernt haben.
Text und Fotos: Reinhard
Köster / IKZ vom 25.02.2019
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