Was glaubst du denn?!
Begegnung mit dem Islam
Dienstag, 5. Stunde, Religion, Klasse 7b/c. Thema:
Begegnung mit dem Islam.
Lernen an Lernstationen: Bedeutung Islam,
Entstehung, Wo leben Muslime?, Glauben, Pflichten,
Koran, Moschee, Bedeutung des
Kopftuchs/Kopftuchstreit, Bedeutung Dschihad.
„Frau Dahmen, in der Gesamtschule ist doch gerade eine
Ausstellung zum Thema „Muslime in Deutschland“. Können
wir da hingehen? Passt doch zu unserer
Unterrichtseinheit!“
Gesagt, getan – fußläufig machten wir uns auf den Weg
und wurden von ausgewählten Schülern, sog. Peers,
durch die Ausstellung begleitet.
Gleich am Anfang mussten wir schätzen, wie hoch der
Anteil von Muslimen in den einzelnen Bundesländern ist
und waren verwundert darüber, dass gerade einmal 2%
z.B. in Sachsen-Anhalt leben. Offensichtlich
unterschied sich die statistische Realität von der
subjektiven Wahrnehmung. Realität und subjektive
Wahrnehmung waren der rote Faden, der sich durch die
gesamte Ausstellung zog.
Interessant war auch zu erkennen, wie stereotyp wir
über äußere Merkmale und Kriterien Gruppen zuordnen.
Kann man Muslime wirklich aufgrund äußerer Merkmale,
wie z.B. Kleidung oder bestimmte Symbole erkennen? Wie
und warum entstehen Vorstellungen und Vorurteile über
andere Menschen? Wie kann man Vorurteilen begegnen. Wo
haben sich unsere Vorstellungen und Vorurteile schon
einmal bestätigt, wo nicht?
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Wir entdeckten über Bilderserien von Frauen mit
unterschiedlichen Kopfbedeckungen, wie wir allein
durch die Art, wie sie ihre Kopftücher trugen (Auswahl
des Tuches oder Bindetechnik), in unserer
Wahrnehmung der Frauen als Persönlichkeiten
beeinflusst wurden. Wir hinterfragten, warum die
Frauen hier Kopfbedeckungen tragen (Modestil, Religion
etc.), was eine selbstbestimmte Frau ausmacht und auf
welchen Bildern wir unserer Meinung nach Muslimas
sehen würden. Danach kam der Faktencheck: Nicht nur
muslimische Frauen tragen aus religiösen Gründen eine
Kopfbedeckung, auch katholische Nonnen, orthodoxe
Jüdinnen oder weibliche Hindus bedecken meist ihr
Haar. Aus der Koransure 24, Vers 30-31,33, 59 lesen
viele Muslime das Gebot ab, dass Frauen ihr Haar
bedecken sollen. Jedoch werde diese Interpretation
nicht von allen Muslimas und Muslimen geteilt. Laut
einer Studie der Deutschen Islam Konferenz tragen 28%
der Muslimas ein Kopftuch, 72% tragen es nicht. Die
Entscheidung für das Kopftuch hänge aber nicht nur
davon ab, wie religiös sie sind.
Ein weiteres Exponat zeigte 7 muslimische Jugendliche,
die sich vorstellten: Wer bin ich? Was ist mir
wichtig? Hier diskutierten wir darüber, welche
Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den
Jugendlichen und uns gesehen werden und worauf wir
dies zurückführten. Auch versuchten wir zu klären, was
das Leben der porträtierten Jugendlichen in
Deutschland allgemein beeinflusst und was uns
beeinflusst.
Auf einer Geschichtswand wurden uns Ereignisse der
Zeitgeschichte seit 1989/90 auf Magnetfeldern
präsentiert, die 4 Zeitabschnitten zugeordnet wurden.
Ausgewählt wurden nationale und internationale
politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen
(z.B. Fall der Mauer, rassistische Ausschreitungen in
Hoyerswerda und Rostock, rechtsextreme Mordanschläge
in Mölln und Solingen, Massaker von Srebrenica,
Terroranschläge in den USA, Harry Potter 1. Band, Wahl
von Barack Obama u.v.m.)
Wir sollten nun in Kleingruppen zu einer Einigung
kommen, welches der Ereignisse für uns persönlich am
wichtigsten war und warum? Wir klärten dabei auch,
welche Auswirkungen die Ereignisse auf Deutschland
heute haben und welches unser Leben am meisten prägt.
Wir diskutierten auch darüber, warum wir
unterschiedliche Geschichtsbilder haben, welche
Ereignisse für bestimmte Länderregionen große
Bedeutung und welche für die ganze Welt haben.
Ereignisse, die wir vermissten, wurden ergänzt und
auch erklärt, warum sie für uns eine besondere
Bedeutung haben. Mithilfe dieser Geschichtstafel wurde
uns besonders deutlich vor Augen geführt, dass das
persönliche historische Bewusstsein stark durch
die eigene Identität und die subjektive Wahrnehmung
geprägt ist.
Abschließend fanden alle, dass der Besuch dieser
Ausstellung eine besondere Bereicherung zu unserem
Religionsunterricht war, der auch andere Aspekte in
den Fokus nahm.
Eine weitere Bereicherung war aber auch eine Schülerin
unserer Schule, Yasemin Nahassia aus der EF, die zu
einem späteren Zeitpunkt eine ihrer Freistunden
opferte, um sich unseren weiteren, noch offen
gebliebenen persönlichen Fragen im Unterricht zu
stellen. Sie hatte auch einige Anschauungsmaterialien
(u.a. Gebetskette, Gebetsteppich, verschiedene Arten
von Kopftüchern) mitgebracht, erklärte, dass sie
aus religiösen Gründen ein Kopftuch trage und zeigte
an einer Schülerin, wie ein Kopftuch gebunden wird.
Auch die Gebetshaltungen, Sitten und Gebräuche wurden
erklärt.
Text: Gislinde Dahmen
Bilder: Angelika
Shchapova