14.10.2017

Unfallschicksale berühren junge Autofahrer

- Mit schockierenden Bildern und Berichten mahnt „Crah Kurs NRW“ vor Gefahren im Straßenverkehr - 

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Die Polizei mit der Aktion Crash Kurs NRW zu Gast am Woeste-Gymnasium: Notarzt Werner Heisig,
Feuerwehrmann Andre Möller, Polizeihauptkommissar Andreas Filthaut, Unfallopfer Nino Arra,
Polizeihauptkommissarin Kerstin von Rüden, Notfallseelsorger Ulrich Slatosch berichten über ihre Erfahrungen

Im Rhythmus des Herzschlags erscheinen die Vornamen von jungen Unfalltoten auf der Leinwand. Während „Geboren um zu leben“ von Unheilig aus den Lautsprechern erklingt, reihen sich Fotos von Unfallwracks aneinander. Spätestens nach diesem filmischen Einstieg kann man in der Aula des Woeste-Gymnasiums eine Stecknadel fallen hören. Diese bedrückende Stimmung, diese Aufmerksamkeit und Betroffenheit hält sich für 90 Minuten. „Crash Kurs NRW – Realität erfahren. Echt hart“ berührt Jugendliche der 10. und 11. Klasse und zeigt ihnen vor allem anhand persönlicher Schilderungen die tödlichen Gefahren zu schnellen Fahrens auf.

Bilder und Vergleiche bleiben im Kopf

Im Mittelpunkt der modernen Unfallprävention stehen Menschen, die „die tägliche Realität erleben“, wie es Moderator Andreas Filthaut formuliert. Der Polizeihauptkommissar setzt auf Bilder und Vergleiche, die im Kopf bleiben. Wenn in der Aula die ersten beiden Schülerreihen aufstehen sollen, dann stehen die Mitschüler für die 46 jungen Erwachsenen, die 2016 im Märkischen schwer verletzt oder getötet wurden.

Ein weiteres anschauliches Beispiel: In einer Sekunde Ablenkung durch das Handydisplay hätte ein Fahrer die kompletten Zuschauerreihen im Blindflug durchrast. Dies alles passiere, weil Regeln im Straßenverkehr nicht oder teilweise bewusst nicht beachtet würden, mahnt der Polizeihauptkommissar. Doch an diesem Morgen geht es nicht um erhobene Zeigefinger und anonyme Statistiken. Es kommen fünf Menschen zu Wort, die mit den Folgen von Unfällen konfrontiert werden und mit ihnen leben müssen. Sie erzählen, was ihnen widerfahren ist, was sie gefühlt haben und welche Belastungen durch einen Unfall entstehen können. Die Akteure verdeutlichen aber auch schonungslos ihre eigenen Grenzen.

Polizeihauptkommissarin Kerstin von Rüden berichtet über einen Unfall 2011 in Plettenberg, bei dem ein Auto mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Felswand geschleudert wurde. Vier junge Leute wurden eingeklemmt, ein Mitfahrer starb am Unfallort. „Es waren wenige Sekunden, die für alle dramatische Folgen haben. Die Angehörigen zu verständigen, ist eine der schlimmsten Aufgaben der Polizei“, berichtet sie.

Eingeklemmte Unfallopfer aus Wrack befreit

Feuerwehrmann André Möller aus Hemer schildert einen schweren Unfall 2011 auf der Landhauser Dorfstraße, bei dem ein Auto einen Strommasten umfährt und sich überschlägt. Vier Insassen wurden verletzt, die Feuerwehr benötigte 45 Minuten, um eine eingeklemmte Person mit Wirbelsäulenverletzung zu retten. Mit einem Rettungshubschrauber kam er in eine Spezialklinik und hat überlebt.

Im Kopf des Hemeraner Notarzt Werner Heisig haben sich eine Menge schlimmer Bilder angesammelt. „Wir müssen immer wieder akzeptieren, dass wir nicht jedes Leben retten können“, sagt er und nennt als Beispiel einen Unfall in der Läger, bei dem der Bruder des Fahrers durch überhöhte Geschwindigkeit ums Leben gekommen ist. Den Blick in die toten Augen des Jungen, in Augen, die erloschen seien, könne man nicht vergessen. Wie schwierig das Leben mit solchen Eindrücken nach Einsätzen für die Beteiligten ist, schildert Notfallseelsorger Ulrich Slatosch.

Der letzte Augenzeuge ist ein Betroffener. Nino Arra aus Balve sitzt seit einen schweren Motorradunfall im Rollstuhl. Er vermittelt eindringlich, welche Konsequenzen ein Verkehrsunfall mit sich bringen kann, wenn plötzlich nichts mehr ist, wie es war. Er erinnert an das Aufwachen im Krankenhaus, wie es ist, an Apparaten und Schläuchen zu hängen und seine Beine nicht mehr bewegen zu können. Durch den Unfall habe sich sein ganzes Leben geändert, durch das Handicap habe er auch Freunde verloren.

In wenigen Sekunden zerplatzen Lebensträume

Crash Kurs NRW macht den Zuschauern eindringlich klar, dass innerhalb weniger Sekunden alle Lebensträume zerplatzen können. Damit dies nicht geschieht, sollen die Jugendlichen aufgerüttelt werden und die Überzeugung verinnerlichen: Das Leben ist viel zu wertvoll, als das man es durch eine risikoreiche Fahrweise aufs Spiel setzen sollte. Weniger Jungendliche Verkehrsopfer sind der Erfolg, auf den Crash Kurs abzielt.D
 
Text und Foto: Ralf Engel / IKZ vom 13.10.2017



Letzte Änderung: 14.10.2017